Materialknappheit in der Bauwirtschaft

Materialknappheit in der Bauwirtschaft: Katalysator für eine Nachhaltigkeitsrevolution?

Die Auswirkungen von Covid-19 auf die Bauwirtschaft stellen die Branche vor neue Herausforderungen. Bereits im März 2020, als die Pandemie erstmals auftrat, wurden die Lieferketten durch Kontaktbeschränkungen und Lockdowns gestört. Nun steht die Branche vor der Aufgabe, die Auswirkungen der Materialengpässe zu bewältigen. Seit Jahresbeginn sind die Preise für Bauholz und Stahl, zwei der wichtigsten Baumaterialien in Deutschland, zwischen 40 % und 100 % angestiegen. Laut einem Bericht des Hauptverbands der deutschen Bauindustrie sind die Preise für Baumaterialien auch zuletzt – auf Basis der Daten im Oktober – angestiegen. Die meisten Branchenexperten nennen die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie als Hauptfaktor für die Preissteigerungen. Als Anfang 2020 örtliche und landesweite Schließungen in Kraft traten, drosselten viele Fabriken ihre Produktion, und durch die ausgeweiteten Gesundheits- und Arbeitsschutzmaßnahmen konnte nicht mit voller Kapazität produziert werden. Dies hat sich stark auf die Materialversorgungs- und Transportketten ausgewirkt.

Herausforderung für Bauwirtschaft und Politik

Doch was bedeutet das für die neue Bundesregierung, die sich vorgenommen hat, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Krise zu überwinden und gleichzeitig neuen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen? Die Nachfrage nach Baumaterialien steigt aufgrund dringend benötigter Infrastruktur- und Wohnungsbauprojekte weiter an, doch die Bereitstellung des notwendigen Angebots hat sich verlangsamt, und die Preise steigen an. Ist man deshalb an einem Wendepunkt angelangt, an dem Alternativen zu herkömmlichen Materialien endgültig notwendig werden?

Alternative und nachhaltigere Materialien - die Antwort auf Engpässe und Preissteigerungen?

Wenn es um den Einsatz alternativer Materialien geht, ist der Bedarf an nachhaltigeren Lösungen im Lebenszyklus von Bauwerken etwas, was bisher möglicherweise als zu kostspielig oder riskant angesehen wurde. Doch mit der Verknappung traditioneller Materialien und dem wirtschaftlichen Anreiz, die Erforschung und Nutzung alternativer Methoden zu beschleunigen, werden nachhaltige Lösungen immer attraktiver.

Holzwerkstoffe stellen derzeit eine der besten Lösung für eine kohlenstoff-negative Alternative zu herkömmlichen Stahl- und Betonkonstruktionen dar. Im Wohnungsbau stieg die Nachfrage nach Holz – als nachhaltige Alternative – bereits bevor Covid-19 das Angebot beeinträchtigte. In Verbindung mit dem zusätzlichen Preisanstieg und der wachsenden Nachfrage nach Holzwerkstoffen allein, verstärkt dies die Notwendigkeit, zusätzlich weitere praktikable Lösungen voranzutreiben. Neben der Reduzierung des C02 Fußabdrucks, gilt es auch die Nachhaltigkeit durch einen besseren Umgang mit den natürlichen Ressourcen zu verbessern. Ziel ist es, den Primärrohstoffverbrauch und den Anteil der Bauabfälle, die auf Deponien landen, zu reduzieren. Dabei spielen Recycling und Wiederverwertung eine entscheidende Rolle. So können Recyclingbaustoffe als Substitut für Primärrohstoffe wie Sand, Kies und Schotter eingesetzt werden.

Einen Forschungsbeitrag dazu hat das Fraunhofer- Institut mit der Entwicklung einer verbesserten Methode für die Aufbereitung von Bau­schutt geleistet. Das Verfahren mit der Bezeichnung Baucylce ist ein optisches Sortierverfahren, bei dem eine Hyperspektralkamera den Bauschutt analysiert, sodass dieser besser und genauer – als bisher – sortiert werden kann. Ein weiteres Beispiel ist das Engagement des baden-württembergischen Umweltministeriums für den Einsatz von RC-Beton in den Bauprojekten des Landes. Aber auch Software wie Relok kann dabei helfen, die Ressourceneffizienz zu verbessern. Dies wird vor allem durch einen vereinfachten Zugang relevanter Markt- und Stoffstromdaten – also Angaben zur regionalen Materialbedarfen und -gesuchen – ermöglicht.

Es ist unklar, wie sich die derzeitige Materialknappheit auswirken wird, aber die Herausforderung trägt dazu bei, den Übergang zu umweltfreundlicheren und nachhaltigeren Praktiken voranzutreiben, die sowohl der Bauwirtschaft als auch den Nutzern, also den Bürgern/innen, Städten und Kommunen zugutekommen.

Quellen und weitere Hinweise: Destatis https://www.destatis.de/DE/Home/_inhalt.html; Pressemitteilung; Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.; PM 44/21: Preisanstieg bei Baumaterialien setzt sich fort; 20.10.2021; Abrufbar unter https://www.bauindustrie.de/pm/preisanstieg-bei-baumaterialien-setzt-sich-fort
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